Frühling im Winter
Ich wurde gebeten, für die taz, die Tageszeitung ein Gedicht über blühende Krokusse im Winter zu schreiben. Es wird in der Ausgabe vom 22. Februar auf Seite 17 stehen. Ich weiß nicht, ob es ein Gedicht oder ein Unsinnsgedicht geworden ist. Hier ist es:
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Frühling im Winter
Einst war der Krokus Frühlingsbote,
war Glockenschlag nach dunkler Zeit,
war sehnsuchtsvolles Ausgelote
für Sinnlich- und für Zweisamkeit.
Wenn Krokusse den Kopf raus streckten,
war neues Leben nicht mehr weit und
Anfang, Hoffnung, Aufbruch breit:
die Augen blickten, Lippen schmeckten
den Krokokuss der Frühlingszeit.
Doch jetzt, jetzt ist’s ein Wintergruß
das Bild vom Glück vertan.
Viel schlimmer noch, der Krokus ist
nun Bild für den Zerstörungswahn,
mit dem der Mensch die Erde isst.
Der Krokus kann da nichts dafür.
Er blüht, wenn Kälte geht.
Ist es nicht kalt, dann blüht er früh’r,
verzaubert dort, wo er halt steht.
Das ist das Böse an der Zeit:
Dass selbst der Menschen Eitelkeit
und Ignoranz fürs eigne Tun
nun
noch belohnt wird
mit Schönheit.