Die Extraklasse

MISSERFOLG Ohne Bildung keine Zukunft – Yilmaz, Orhan, Serhan sehen das nicht so. Für sie ist Schule nur Last. In Praxisklassen bereitet man sie aufs Berufsleben vor. Aber um ihre Zukunft hätte man sich früher sorgen müssen
AUS BERLIN WALTRAUD SCHWAB

Ahlam sitzt auf einer Bank am Rand des Fußballplatzes. Sie schaut den Jungs aus ihrer Klasse zu, wie sie den Ball über das Spielfeld treiben. Ümit*, Mahmut, Taifun*, Yilmaz* und die anderen. Immer im Klüngel kämpfen sie. Alle gegen alle. Alle gegen den Ball. Meist sind sie in der hinteren Ecke verkeilt, der einzig verschatteten auf dem Platz. Ihre Körper ineinander, aneinander, bis zum Befreiungsschlag, bei dem der Ball gegen die metallenen Gitter knallt. Schreiend stäuben sie auseinander, als zerfielen sie – vorher Molekül – nun plötzlich in lauter gleiche Atome. Auseinanderhalten kann man sie kaum. Ihre Bewegungen, ihre Energie machen sie gleich, obwohl einer groß und schlaksig, ein anderer klein und dünn ist. Einer hat Pickel, einer einen schwabbligen Bauch. Alle haben Basecaps auf dem Kopf. Auf ihren T-Shirts steht „Detroit“ oder „65“ oder gar nichts. Es ist heiß. Zu heiß zum Denken.

Träume

In sich versunken sitzt Ahlam auf der Bank in der Sonne. Ihre Klassenkameraden explodieren, sie erstarrt. Ein Mädchen, zart, mit zusammengebundenen dunklen Haaren, weicher Stimme. Ihr Name bedeutet „Träume“, sagt sie leise. Ahlam, die Träumerin. Wovon träumt sie? „Dass einmal jemand kommt und sagt, dass ich das kann“, antwortet sie. „Die Leute denken, dass ich das nicht schaffe. Aber sie sollen sehen, dass ich das doch kann.“ Sie kann das, sollen sie sagen. Sie schafft das, sollen sie sagen. Sie macht das sehr gut, sollen sie sagen. Und was möchtest du können? „Egal was“, antwortet sie und zuckt mit den Schultern.

Der eingezäunte Bolzplatz ist auf dem Gelände der Ernst-Reuter-Oberschule im Südosten des Berliner Stadtteils Wedding. Ein Hartz-IV-Kiez ist es. Ein Migrantenkiez. Mit Discountern, Spielhallen und Imbissbuden in den Siebziger-Jahre-Wohnhäusern. Der platt gescheuerte Beton der Fassaden ist grau. Ein In-Bezirk ist die Gegend nicht, obwohl die Spekulanten das Terrain auf der anderen Seite der Bernauer Straße, an die die Schule grenzt, längst vermessen und verkauft haben. Aber weil früher genau da die Mauer verlief, trennen die Straßenseiten bis heute noch Welten. Neu-Ost. Alt-West.

Fast achthundert Schüler und Schülerinnen gehen in die in den fünfziger Jahren gebaute Ernst-Reuter-Oberschule. Ein Kiez im Kiez. Ahlam und die Jungs sind „Extraklasse“. Extraklasse klingt gut. Es klingt nach Mercedes, nach Ferrari, nach Porsche. „Klar will ich Auto“, sagt Yilmaz. Außerdem will er „Beruf, Hochzeit in der Türkei, Kinder“. Artikel kommen in seiner Sprache nur vor, wenn es ihm beliebt. Sein Mädchen wird er sich aus der Türkei holen. Das sind seine Träume. Nur dass er es nicht Träume nennt. Er schiebt seinen Kopf in den Nacken und sagt „tsö“. Er wiederholt das oft. „Tsö“, sagt er, wenn er eine Frage für anmaßend und eine Antwort für unnötig hält. Yilmaz, behäbig, rund, mit kindlichen Pausbacken und zornigem Blick. „Tsö“ ist auch seine Antwort auf die Frage, welchen Beruf er mal machen will.

Zurückgelehnt hängt der Sechzehnjährige auf seinem Stuhl im Klassenzimmer und drückt schaukelnd seine Füße an der Schulbank ab. Sein massiger Körper wirkt wie eine Sperre: Hier geht es nicht weiter. Er hat seinen Platz in der letzten Reihe. Hinter ihm in der Ecke sitzt nur Taifun. Dem wird Kontrolle schnell zu viel. Dann springt er auf, schlägt mit der Faust gegen das Fenster. „Keine Lust.“ Unbewusst schützt Yilmaz den Kumpel. Hat Taifun Träume? „Was soll die Frage?“

Werden Kinder aus sozial benachteiligten Familien nach ihren Zukunftsbildern gefragt, entwerfen sie oft Szenarien ohne Realitätsbezug. Die Kinder wollen Arzt werden, Fußballstar, Ingenieur, Kriminalkommissar – nur geben ihre Leistungen in der Schule das nicht her. In der Extraklasse verabschieden sich die Jugendlichen gerade von ihren Träumen. „Früher, da wollte ich SEK werden“, sagt Mahmut. Warum? „Da haben die Leute Respekt.“ Und jetzt? Er zuckt mit den Schultern. „Was mit Metall.“

Für die Extraklasse wurden aus allen neunten Schuljahrgängen der Ernst-Reuter-Schule die schwierigsten Schüler oder Schülerinnen ausgewählt. Wobei schwierig viel bedeuten kann:

– Schwänzen.

– Verstummen.

– Stören.

– Versagen.

Einige der Erwählten sind bald achtzehn und nicht mehr schulpflichtig. Wie Mahmut. Wie Ahlam. Ohne Schulabschluss gehen sie. Die Extraklasse, das ist eine Klasse der Letzten, die sich danach sehnen, Erste zu sein, King zu sein, Champion. Wie Ümit. Er ist Rapper. Hiphopper. Manchmal auch Babysitter seiner jüngeren Brüder. Er schämt sich dafür. Irgendetwas läuft schief. Ein Babysitter ist kein King. Ümits Idol: sein großer Bruder, der bei der Bundeswehr ist. Er zeigt Fotos, auf denen der in Flecktarnklamotten mit der Knarre auf der Schulter in einer mit rosafarbenen Vorhängen dekorierten Wohnung posiert.

Wirklichkeit

In Berlin verlässt etwa ein Drittel der Kinder mit nichtdeutschen Herkunftssprachen die Hauptschule ohne Abschluss. Die Jugendlichen, die in der Extraklasse gelandet sind, haben kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Es sei denn, es gelingt ihnen, die Abwärtsspirale ihrer Schulkarriere herumzureißen, auch wenn es dazu fast zu spät ist. In der Extraklasse sollen sie auf den Übergang in den Beruf vorbereitet werden. Es ist ein Modellprojekt, gefördert vom Europäischen Sozialfonds und dem Bund. Neben den Kernfächern Mathematik, Deutsch, Englisch „soll in der kleinen Gruppe praxisnah anhand konkreter Aufträge in der Mediengestaltung gelernt werden“, heißt es im Konzept. In Text- und Bildbearbeitung wurden sie unterrichtet. Schriftbilder, Photoshop-Collagen sind dabei entstanden – Menschen, verkleidet als Tiere. So sollen die Jugendlichen an das duale Lernen – in Theorie und Praxis – herangeführt werden. Jedem der zehn Schüler und zwei Schülerinnen wurde ein Computer vor die Nase gestellt. Das Klassenzimmer: ein Großraumbüro.

Aber die Wirklichkeit? Die wird von Yilmaz, Mahmut, Ümit, Yasin*, Serhan* und wie sie noch heißen, ins Klassenzimmer getragen. Alle sind türkischstämmig bis auf einen, der eine deutsche Mutter hat. Die Jungs stürmen in den Raum, hauen auf die Tische, die Geräte, die Tafel – was ihnen nahe kommt. Achtung, hier bin ich! Dann verbarrikadieren sie sich hinter den Bildschirmen. Der Klassenraum ein Kampffeld. Verbale Kriegsführung inbegriffen: ibne – Schwuler, salak – Idiot, piç – Bastard, siktir ‚lan – fick dich. „Das will ich nicht hören“, imitiert einer die Stimme Erwachsener. Nur Ahlam und Meriam*, beide arabischstämmig, bleiben ruhig sitzen, während es hinter ihnen tobt. Sie verdrehen die Augen.

Unterricht ist. Englisch ist. „Keine Lust“, sagt Yilmaz. „Frau Fischer, warum sollen wir Englisch machen?“, ruft einer ins Klassenzimmer. Gundhild Fischer ist die Lehrerin. „Pah, das ist doch gar keine richtige Lehrerin“, sagt Taifun. Die Jugendlichen sollen einen Text über ein Mädchen in England lesen, das Bildschirmschoner entwirft, so plötzlich Geld verdient und ihre von Sozialhilfe abhängige Mutter unterstützen kann. Keiner schaut auf den Text. „Ümit, kannst du den Computer ausmachen“, sagt Fischer. „Warum lernen die in England nicht Deutsch“, schreit einer.

– „Ich will Türkisch als Weltsprache“, antwortet der andere.

– „Oder Lateinisch.“

– „Lateinisch, du weißt nicht, was du sprichst, piç.“

– „Frau Fischer, warum sprechen die in England nicht Deutsch?“

– „Do you have an idea of how you want to earn money“, fragt die Lehrerin.

– „Tsö“, sagt Yilmaz.

– „Hassan*, ich habe dir eine Frage gestellt.“

– „Was für ’ne Frage? Ich hab heute kein Englisch. Basta.“

– „Orhan, bitte lesen Sie den Text.“

– „I luf Deutschland, I luf Hartz IV.“

– „Ümit, warum machst du nicht mit? Taifun, fang an zu lesen.“

– „Warum ich?“

– „Frau Fischer, dürfen wir Fußball?“

– „Die deutsche Mannschaft hat keinen Namen“, schreit einer. Nicht wie die südafrikanischen Bafana Bafana – die Jungs, die türkische Milliler – die Nationalen, die brasilianische Seleção – die Auswahl, die französischen Bleus – die Blauen. Draußen ist die Welt. Drinnen nichts. „Konzentration, lütfen“, sagt Fischer. Lütfen – bitte.

– „Kadin türkçe konusuyor, haha“, schreit Taifun. Haha, die Frau spricht Türkisch.

Er weiß nicht, dass sie ihn versteht. Fischer hat in den achtziger Jahren in Troja, im Westen der Türkei, bei den Ausgrabungen mitgearbeitet. Dort hat sie gelernt, wie man verborgene Schichten freilegt. Troja, das sind acht Städte aus unterschiedlichen Jahrhunderten übereinander gebaut. Sie weiß, dass sich unter der Oberfläche Geheimnisse verstecken. „Wenn man einzeln mit jedem von ihnen spricht, werden sie offen und weich“, sagt sie.

Die 55 Jahre alte Fischer hat noch mehr im Leben gemacht: Kunst studiert, als Einkäuferin in einem Großunternehmen gearbeitet, jahrelang Praxisklassen geleitet in Kassel. „So zerstörerisch wie hier habe ich Unterricht nie erlebt“, sagt sie.

Es gibt eine Chance, näher an die Jugendlichen zu kommen. In einer Stunde, in der die Klasse geteilt ist. Die Hälfte hat Mathematik, die andere bleibt zurück. Plötzlich wollen sie mitteilen, wer sie sind. Mahmut, Ältester von vier Jungs, der seinen Brüdern helfen möchte, dass sie die Schule ernst nehmen, aber nicht weiß, wie. Ahlam, die nach neun Jahren Schule kaum lesen und rechnen kann. Fischer hat ihr täglich Extraunterricht gegeben. Und Taifun, Ümit, Orhan – drei eigentlich ganz kluge Teenager.

– Was ist schiefgelaufen, dass ihr in der Klasse der Letzten gelandet seid? „Weiß nicht.“ „Keine Lust auf Schule.“

– Als ihr in die Schule kamt mit euren Schultüten, war es da auch schon so?

– „Irgendwann hat’s keinen Spaß mehr gemacht.“

– Wann war das?

– „Weiß nicht.“

– Was ist passiert, dass es plötzlich so war?

– „Keine Ahnung. Keine Lust eben.“

– Und was wollt ihr jetzt machen? Mit dem Hauptschulabschluss könnt ihr Maurer, Taxifahrer, Verkäufer werden.

– „Das sind doch Pennerberufe“, sagt Taifun. „Hauptschule gibt es in Berlin nicht mehr. Ich mach ISS.“ Er meint den Abschluss an den zusammengelegten Real- und Hauptschulen. Was er übersieht: Für ihn gilt das noch nicht.

Alle drei haben aber noch eine Chance, sie können die zehnte Klasse machen. Einer träumt vom Fachabitur. „Ich schaff das.“ Wie? „Ich schaff das schon.“

Ümit bemalt sich beim Reden mit Kreide. Zuerst zieht er die Knochen auf seinen Händen nach. Er macht das akribisch, leidenschaftlich, gierig. Weiß leuchten sie wie ein Skelett. Dann beginnt er, mit Kreide unregelmäßige Kreise auf seine Hose zu malen – ähnlich dem Tarnmuster auf Armeekleidung. Er will sich verstecken und zeigt dabei, wie groß seine Sehnsucht ist, gesehen zu werden. Später zeigt er Plakate, die er für seine Rapperfreunde entworfen hat. Eins davon: er selbst. „Ümit King“ steht über seinem Foto.

Jeder dieser Jungs bräuchte einen Mentor. Von der ersten Klasse an. Einer, der die Schule mit ihnen zusammen ernst nimmt. Einer, der sie an die Hand nimmt und ihnen zeigt, wo sie leben. „Deutschland, was gibt mir Deutschland?“, fragt Taifun. Die Lehrerin zählt auf: Bildung, Gesundheitsvorsorge, Straßen, U-Bahnen, Parks, Bibliotheken, Schwimmbäder. Manchen auch Hartz IV und die Wohnung. Da antwortet Taifun nicht mehr.

Später sagt Gundhild Fischer: „Sie merken, dass sie die Letzten sind. Das war nicht so geplant. Es sollten motivierte Schüler in die Extraklasse. Nicht die allerschwierigsten.“ Weil es die Mentoren nicht gibt, hat sie intensiv mit den Eltern der Jugendlichen gearbeitet. Sie angerufen, informiert, ihnen gesagt, was sie von den Jugendlichen verlangt. „Wenn die Schule nicht an den Eltern dranbleibt, bleiben die Eltern nicht an der Bildung der Kinder dran“, sagt sie. Sie hat es freiwillig gemacht. Im normalen Schulalltag kommt es nicht vor.

Unbegreiflich ist Fischer, erzählt sie in der Pause, dass Ahlam neun Jahre zur Schule geht und am Ende nicht lesen und schreiben kann. Rechnen auch nicht. Ahlam verwechselt Buchstaben und Zahlen. Wenn sie einen Text liest, stimmen Anfang und Ende des Wortes. Nur das Wort selbst nicht. „Ich sag die Wörter falsch“, erzählt sie. „Wenn ich ,liegen‘ lese, sag ich ,lag‘.“ Sie steht mit Frau Fischer am Rand des Bolzplatzes. Fischer sucht in ihrer Jackentasche, findet ein Informationsblatt der U-Bahn und gibt es Ahlam zum Lesen. Die Wörter zerfallen in Stücke. „Fahrlässigkeit“ liest Ahlam, wo es Fahrgeschwindigkeit heißt, Baustelle, wo Haltestelle gemeint ist. Funkbereich, wo von Funktionsbereich die Rede war. Sinn macht, was sie liest, nicht. Stoppen allerdings lässt sie sich auch nicht mehr bei der Vorführung ihres poetischen Kauderwelschs. Erst Fischer schickt Ahlam zum Schulpsychologen. Dort attestiert man ihr eine Lernschwäche. Wäre es früher bekannt gewesen, hätte man sie fördern können. „Wie ist das möglich, dass da niemand vorher was macht?“ Die Antwort: Ahlam war brav, war ruhig, war angepasst, störte nicht, machte keine Probleme, wurde durchgewunken. „Ich habe mich nie gemeldet“, sagt sie. Sie ist das zweite von fünf Kindern. Ihre Mutter will, dass sie zuerst etwas lernt, bevor sie heiratet. Jetzt will Ahlam Kosmetikerin werden. Nach den Ferien macht sie einen Ausbildungslehrgang.

Auch Özcan* ist durch alle Raster gefallen. Er ist geistig und körperlich gehandikapt, aber einen Integrationsstatus hatte er nie. Özcan springt oft auf, humpelt durchs Klassenzimmer, schreit. Das heißt nicht, dass er nichts kann. Fischer hält ihn für den Poetischsten unter den Schülern. Er denkt sich melancholische Geschichten aus, die seine eigenen sein könnten. Fischer holt seinen Ordner aus dem Schrank und liest vor: „Es war einmal ein Junge. Er wollte immer ein Rennfahrer sein. Er wollte der Größte sein, das war sein Wunsch. Er wollte Nummer eins sein. Und eines Tages war er es“, heißt es im Aufsatz. Aber dann entwickelt sich die Geschichte anders. Am Ende merkt der Junge, es war nur ein Traum.

Am letzten Tag vor den Ferien kommt Özcan zu spät ins Klassenzimmer. Er habe sich noch vom Tor zur Schule verabschieden müssen, sagt er. Fischer hat eine Integrationsklasse für ihn an einer anderen Schule gefunden.

Derweil haben die beiden Mädchen für alle ein Frühstück gerichtet. Vor der Tafel haben sie zwei Schulbänke zusammengeschoben. Brötchen, Butter, Marmelade, Käse und Wurst sind da. Setzen Sie sich zu uns, sagt Ahlam. Die Stimmung ist gedrückt. Plötzlich kommt Serhan ins Klassenzimmer gestürmt. „Ich will mein Zeugnis.“

– „Hallo, setz dich zu uns“, sagt Frau Fischer.

– „Hey Mann, ich muss los. Geben Sie Zeugnis, dann bin ich weg.“

– „Sie müssen nirgendwohin.“

– „Fuck Schule, ich raste gleich aus.“ Er tritt gegen einen Stuhl. Auf der Lehne steht: „Ich bin voll geil auf dich.“

Später sammeln die Jugendlichen ihre Sachen ein. Auch die Photoshop-Collagen, die sie im Unterricht gemacht haben. Pferde in Abendgarderobe, Frauen an Hundekörpern, Kinder ohne Arme. Die meisten werfen noch einen Blick drauf und zerknüllen die Arbeiten dann. Die Schule ist aus.

Was habt ihr gelernt in dem Jahr? „Nichts“, antwortet einer. „Schon vergessen“, sagt ein anderer. „Ich habe Strg A gelernt“, sagt Ahlam lächelnd. „Und Strg C, Strg X.“

– Strg A – alles markieren.

– Strg C – kopieren.

– Strg X – ausschneiden.

Und jetzt?

Ahlam und Mahmut sind jetzt am Berufsbildungswerk. Dort wird sie auf den Beruf der Kosmetikerin und er auf eine Arbeit im metallverarbeitenden Gewerbe vorbereitet. Zudem können sie die zehnte Klasse machen. Schaffen sie sie, haben sie den Hauptschulabschluss. Ob sie einen Ausbildungsplatz finden, ist ungewiss. Wie läuft’s? „Gut“, sagt Ahlam. Versteht man, dass Sie nicht richtig schreiben und rechnen können? „Ja“, sagt sie fröhlich. „Man nimmt jetzt Rücksicht auf mich. Ich habe ein Zertifikat, dass ich nicht gut lernen kann.“

Yilmaz hat die Schule verlassen, Ümit, Taifun, Orhan und die anderen machen die zehnte Klasse an ihrer alten Schule. Und, mehr Lust jetzt? „Nicht wirklich.“ „Bringt ja doch nichts.“

* Namen geändert