Manchmal tanze ich im Wohnzimmer

Manchmal tanze ich im Wohnzimmer. Auf Musik, die mir gefällt. Gerade tanze ich zu Liedern einer New Yorkerin, die Shara Worden heißt. Ihre zarte, operngeschulte Stimme ist ein Faden, an dem sie mich durch ihre Melodien zieht, mal rockig, mal zickig, mal verträumt. Ich habe die CD, „All Things Will Unwind“ aus der Krabbelkiste gefischt, die vor der Kulturredaktion in der taz stand. CDs und Bücher, die die KollegInnen für nicht behaltenswert erachten, sind da drin. Wer vorbeikommt, darf sich bedienen. Das finde ich schön, dass wir uns auf diese Art beschenken. Denn was für den einen nichts bedeutet, kann dem nächsten alles bedeuten. Ich kannte Shara Worden nicht, als ich die Demo-CD rausnahm, anschaute und für so interessant befand, dass ich sie mit nach Hause nahm. Dass sie mir gefällt, was für ein Glück. Vor allem das Lied „Escape Routes“. Aber ich kann es nicht beschreiben. Es ist so lange her, dass ich Musikkritiken geschrieben habe. Ich bin aus der Übung, weiß nicht mehr wie ich das, was ich höre, so beschreiben kann, dass andere es auch hören. Auf jeden Fall ist es Musik, die mir ganz oben in der Kehle sitzt. Da wo Musik süß ist.